Drei Monate nach einer Razzia bei Fiat Chrysler (FCA) und Iveco haben Hunderte Fahrzeugbesitzer Anzeige gegen die beiden Hersteller erstattet. In einem überwiegenden Anteil der Fälle geht es dabei um Wohnmobile.
Nach Angaben der ermittelnden Behörden sind in Deutschland über 200.000 Fahrzeuge betroffen. In ihnen soll – wie bei vielen anderen Herstellern auch - eine Vorrichtung stecken, die dafür sorgt, dass die Grenzwerte für den Ausstoß von Stickstoffdioxid nur auf dem Prüfstand eingehalten werden. Ein klarer Fall von Betrug also, wie die Staatsanwaltschaft ausführt: „Fahrzeuge mit einer derartigen Abschalteinrichtung sind auf dem gemeinsamen Markt nicht genehmigungsfähig, weswegen Kunden Fahrverbote oder Stilllegungen drohen.“
Razzien bei Fiat und Iveco
Im Juli 2020 hatten Ermittler den Sitz von Fiat in Frankfurt am Main durchsucht, ebenso wie jenen von Iveco – einem Hersteller von Nutzfahrzeugen - in Ulm, sowie weitere Objekte in Italien und der Schweiz. Neun Beschuldigte stehen weiterhin im Fokus, drei Verantwortliche von Fiat Chrysler sowie sechs des Schwesterkonzerns CNH Industrial, zu dem die Nutzfahrzeugmarke Iveco gehört.
Laut aktuellen Angaben der Behörden zufolge sind seit den Razzien im Juli mitunter auch Anzeigen eingegangen, die nichts mit den Ermittlungen zu tun haben. Welche Konsequenzen diese haben, steht bis dato nicht fest. Bei Anzeigen von Gebrauchtwagenkäufern lasse sich zum Beispiel nicht nachweisen, dass der Händler von den mutmaßlichen Manipulationen wusste. Darüber hinaus hätte sich der Fiat-Konzern an diesen Käufen auch nicht bereichert.
Auch Alfa Romeo und Jeep betroffen
Neben Fahrzeugen aus dem Hause Fiat/Iveco geht es auch um die dem Fiat-Konzern zugehörigen Marken Alfa Romeo und Jeep. Welche Modelle dort konkret betroffen sind, hatte die Staatsanwaltschaft nicht mitgeteilt. Was allerdings feststeht: Die genannten Motoren mit den Abgasnormen Euro 5 und 6 stecken in einer Reihe von Fiat-, Jeep- und Alfa-Romeo-Fahrzeugen vom Kleinwagen bis zum Transporter und zudem auch in Modellen von Iveco.
Deutschland bei Fiat die Hände gebunden
In Deutschland ist Fiat schon 2016 in die Schlagzeilen geraten, als der damalige Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) Wohnmobilen, deren Motoren die Abgas-Grenzwerte nicht einhalten konnten, eine Typengenehmigung erteilt hatte. Dobrindt erklärte das damals damit, dass „nur italienische Behörden prüfen können, ob Vorschriften eingehalten wurden“. Und da diese keinerlei Gründe zur Beanstandung fanden, waren Deutschland rechtlich die Hände gebunden.
Auch ein im Raum stehendes sechsmonatiges Verkaufsverbot von Fiat-Dieselfahrzeugen aufgrund einer "ernsthaften Gefährdung der Umwelt oder der öffentlichen Gesundheit" wurde vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) damals nicht genehmigt. Der Grund dafür: Die betreffende EU-Richtlinie sei "nicht vollständig in nationales Recht umgesetzt" worden.
Anda prüft die Situation genau
Anda selbst beobachtet die Causa Fiat intensiv, übernimmt derzeit noch keine Fälle. Anda-Geschäftsführer Andreas Peschel ermuntert allerdings Kunden, „die über eine dementsprechende Rechtsschutzversicherung verfügen, sich der Causa gerichtlich anzunehmen“.