Volkswagen kommt im Dieselskandal nicht zur Ruhe. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge sollen auch Benziner der Premiumhersteller Audi und Porsche manipuliert sollen sein. Interne Unterlagen des Wolfsburger Autogiganten erhärten den Verdacht.
Betroffen sollen Porsche-Benziner der Modelle Panamera und der 911er-Reihe aus den Jahren 2008 bis 2013 sein, an denen ungesetzliche Adaptierungen an der Soft- und Hardware vorgenommen worden sein sollen. Interne Ermittlungen seitens des Unternehmens laufen bereits seit Juni 2020. Porsche-Ingenieure sollen bei Benzinmotoren nicht zulässige Veränderungen an mechanischen Bauteilen und an der Software durchgeführt haben. Der Stuttgarter Automobilhersteller sprach konkret von Veränderungen bei den Antriebssträngen und bei der Abgasnachbehandlung.
Premiumhersteller kaufen sich frei
Bereits 2019 musste Porsche wegen Abgasmanipulationen bei Dieselfahrzeugen über 550 Millionen Euro Strafe bezahlen. Auch andere Hersteller wie Daimler gehen den Weg des geringeren Übels und kaufen sich durch Strafzahlungen vom Vorwurf der Manipulation frei. Dennoch wiegt der Verdacht gegen Porsche schwer, wie Anda-Geschäftsführer Andreas Peschel ausführt: „Sobald ein Fahrzeug zugelassen wurde, darf an diesem keine grundlegende Änderung mehr vorgenommen werden. Wenn der Verdacht der Manipulation also zutrifft, dürften die betroffenen Vehikel gar nicht im Straßenverkehr fahren, da die Zulassung nicht gelten würde. Den Besitzern drohen dann die Stilllegung des Fahrzeugs sowie ein massiver Wertverlust.“
Fahrzeug denkt mit
Auch der renommierte Hersteller mit den vier Ringen sieht sich mit ähnlichen Vorwürfen konfrontiert. Dem SWR liegt ein Gerichtsgutachten vor, das für einen Audi Q5 TFSI 2.0 (Euro 6), Baujahr 2015, erstellt wurde. Hintergrund ist eine Klage gegen Audi vor dem Landgericht Offenburg. In dem Verfahren erhärtete sich der Verdacht, der Ingolstädter Autobauer habe auch bei Otto-Motoren die Emissionen manipuliert. Im Rahmen des Gutachtens seien mit dem streitgegenständlichen Fahrzeug einige Abgastests durchgeführt worden. Das Ergebnis dabei war eindeutig: Das Fahrzeug erkennt, ob es sich auf einem Teststand befindet und ein Abgastest durchgeführt wird oder ob es im Straßenverkehr bewegt wird. Hintergrund des Vorgangs: Wenn sich die Reifen eines Fahrzeuges drehen ohne das dabei das Lenkrad bewegt wird, geht das Fahrzeug davon aus, dass es einem Abgastest unterzogen wird, was zur Folge hat, dass die Steuerung in einen sauberen Modus umschaltet. In Expertenkreisen wird dieser Vorgang „Zykluserkennung“ genannt.
Abgaswerte um ein Vielfaches erhöht
Im konkreten Fall kamen die Gutachter zu dem Schluss, dass beim Einschlagen des Lenkrades der Ausstoß an Stickoxiden um 24 Prozent und an Kohlenmonoxid sogar um 60 Prozent angestiegen ist. Im Endergebnis lag der Ausstoß an Stickoxiden bei mehr als 80 mg/km - und damit über dem Grenzwert für Euro 6 Benziner von 60 mg/km. Zudem lag der Ausstoß um 300 Prozent über den Herstellerangaben von Audi, so der Gutachter. Auch in den USA laufen bereits seit 2017 Untersuchungen der amerikanischen Umweltbehörden diesbezüglich.
Sehr auskunftsfreudig zeigt man sich bei Audi in der Causa nicht, wie ein Statement der Pressestelle verdeutlicht: "Wegen der urlaubsbedingten Abwesenheit von in dieser Sache wichtigen bzw. zuständigen Kollegen, konnte ich nur in Erfahrung bringen, dass das offenbar ein laufendes Verfahren betrifft. Zu laufenden Verfahren können und werden wir uns jedoch aus diversen Gründen nicht äußern."